Corona-Homeschooling geht nächste Woche weiter: Willkür bei Teilhabe-Assistenz auch.

Kinder mit Behinderungen werden in Bielefeld bezüglich Lernunterstützung weiter nicht mitgedacht.

Seit gestern ist das neue Fahrziel des Schulministeriums NRW klar: Ab nächste Woche sollen die ersten Schüler in die Schulen; für die Mehrheit bleibt es beim "Homeschooling".

Der Fahrplan hingegen bleibt diffus.

Noch immer ist nicht transparent geregelt, wie der Assistenz-Anspruch zur "Teilhabe an Bildung" von Schüler*innen in Bielefeld im Homeschooling gesichert wird.

In der Nachbar-Kommune Herford ist das offenbar unkompliziert möglich. Ein Assistenzträger ist proaktiv an die Familien herangetreten und hat die Assistenz zu Hause fortgeführt, wurde bekannt.

"Es ist uns ein Rätsel, warum dagegen eine Kommune weiter - in Bielefeld - das große Schweigen herrscht." sagt Romy Suhr, Vorsitzende des Bielefelder Elternverein die Inklusiven e.V. .

Es liegt auf der Hand, dass gerade benachteiligte Schüler mit Assistenzanspruch im Homeschooling nicht weniger, sondern mehr Unterstützung benötigen.

Sie müssen sich in einer bisher unbekannten Lernsituation zurechtfinden, mit neuen Bildungsformaten zurechtkommen sowie ohne motivierenden Klassenkontext und multiprofessionelle Teams auskommen.

Das kann ein Assistent nicht ersetzen, aber zumindest für ein wenig Ausgleich der Benachteiliung sorgen.

Die Eltern erwarten ein klares Signal, dass die Stadt Bielefeld Politik für alle hier wohnenden Kinder und Familien macht.

Die transparent gewordenen Defizite in der Infektionssicherheits-Ausstattung dürfen nicht auf Kosten der am meisten benachteiligten Schüler*innen gehen.

Es benötigt Lösungen, die praktikabel und zielführend sind, wenn Schulbegleiter - aus Infektionsschutzgründen - nicht in den Familien arbeiten dürfen und den Kontakt zum Kind völlig verloren haben.

Eine Lösung hat der Elternverein die Inklusiven e.V. der Stadt bereits vorgeschlagen. Vorübergehend sollte die Assistenz auch von nahen Familienangehörigen übernommen werden können, selbst von den Eltern.

Die Finanzierung kann über das Instrument "Persönliches Budget" erfolgen, das es bereits gibt. Damit hat die Stadt Bielefeld zudem langjährige Erfahrung: Sie war 2004-2008 eine von 2 Modellregionen in NRW, neben Düsseldorf.

Neue Fragen wirft zudem der Plan der Öffnung der Schulen für Abschluss-Jahrgänge auf.

Auch hier sind bisher keine Konzepte für die adäquate Einbeziehung von besonders gefährdeten Schüler*innen bekannt, weder an Schulen des Gemeinsamen Lernens (inklusive Schulen), noch an Lern- und Sprachförderschulen.

Auch an Letzteren kann ein Hauptschulabschluss abgelegt werden. Wie erfolgt die Beschulung von Kindern mit Vorerkrankungen unter Gesichtspunkten des Infektionsschutzes dort?

"Die Bildungs-Teilhabe darf Schüler*innen jedenfalls weder in der Schule noch im Homeschooling verwehrt werden." fasst Walburga Stuhldreier-Steffen zusammen, ebenfalls Vorstand des Elternvereins.