Homeschooling. Stadt Bielefeld will Schulbegleiter für die Fernbeschulung zulassen.

Nach Wochen ohne Unterstützung benötigen Familien nun flexible Lösungen für ihre individuellen Lebenssituationen.

Für die Familien von Kindern mit Behinderung soll der Schulbegleiter nun auch die Fernbeschulung zu Hause unterstützen dürfen, allerdings in eingeschränktem Umfang.

Nach Wochen der Funkstille von Stadt und Sozialen Diensten konnten betroffene Familien am vergangenen Samstag den Printmedien entnehmen, dass es für ihre Kinder Unterstützung gibt:
Die Stadt beabsichtigt, die Finanzierung von Schulbegleitern auch für das Lernen im Haushalt der anspruchsberechtigten Schüler zu ermöglichen - in eingeschränktem Umfang.

Näheres zur Beantragung war auf Nachfrage beim Amt für Soziale Leistungen heute noch nicht zu erfahren.
Trotzdem begrüßt der Elternverein die Inklusiven e.V. die beabsichtigte Gewährung des Rechts auf Teilhabe an Bildung.

Schließlich birgt die Fernbeschulung enorme Herausforderungen, besonders für Kinder mit Behinderung bzw. "Sonderpädagogischen Förderbedarf", die der Kompensation bedürfen.

  • es fehlen gewohnte Strukturen und soziale (motivierende) Beziehungen
  • Lernen erfolgt ohne multiprofessionelle Fachleute
  • Eltern waren schon vorher in der Rollen-Überlastung, sollen nun auch noch Assistenz-, Lehrer-, Pädagogenrolle ausfüllen
  • Schulbegleitungen, die im Kontext Schule hilfreich waren, sind es nicht unbedingt gleichermaßen unter den gegenwärtigen Bedingungen im Fernunterricht

Insgesamt ist es sehr heterogen, mit welchen (inklusiven) Konzepten Schulen überhaupt auf die aktuelle Situation reagieren. Oft hängt das mit dem allgemeinen Stand ihrer Schulentwicklung zusammen.
Darüber hinaus kann auch bei diesen Familien nicht in jedem Fall davon ausgegangen werden, dass in allen Haushalten entsprechende digitale Infrastruktur und Hardware wie Rechner und Drucker vorhanden sind.

Die Beschränkung auf die Hälfte der bisher bewilligten Stundenzahl erscheint jedoch recht willkürlich.
Die Gesamtsituation läßt vielmehr den Schluß zu, dass die Herausforderungen aktuell eher höher sind als niedriger.

Außerdem haben sich in der Zwischenzeit sehr individuelle Konstellationen in den Familien ergeben:

  • der Kontakt zu Sozial-Dienstleister und Schulbegleitung ist wegen des Arbeitsverbots abgebrochen, Entfremdung hat stattgefunden
  • Eltern haben sich, in der Zwischenzeit Ersatzkräfte suchen müssen und privat finanziert
  • es gibt im Persönlichen Budget beschäftigte Schulbegleiter, die von der Bezahlung für halbe Stundenzahl nicht leben können, die Arbeit aufgeben und somit den Kindern als wichtige Bezugsperson verloren gehen
  • Familien fürchten Infektionsgefahr für ihre Kinder durch haushaltsfremde Personen
  • haushaltsnahe Angehörige oder Vertrauenspersonen aus dem familiären Umfeld können gemäß Infektionsschutz besser unterstützen

Daher benötigen die überlasteten Familien jetzt flexible Hilfen, die noch dazu unbürokratisch bewilligt werden. Die Familien selbst wissen am Besten, was zu ihrer Situation und damit zu der Situation ihres Kindes passt.
"Die Familien sollten bedarfsgerecht Unterstützung erhalten." konstatiert Romy Suhr, Vorsitzende des Elternvereins.
"Andernfalls wäre die Maßnahme der Stadt in Wirklichkeit nur eine, die vielleicht den Schulbegleiter-Trägern nützt, aber nicht in erster Linie den Kindern und ihren Familien."