Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung

Inklusion von Anfang an – Auf eigene Gefahr.

Die Inklusiven e. V. protestierten am Europäischen Protesttag zur Gleichstellung der Menschen mit Behinderung auf dem Bielefelder Rathausplatz am 08. Mai mit einem unbetreutem Stand und O-Tönen über Abwesenheitsgründe von Eltern.

Mit einem Protest-Stand anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung der Menschen mit Behinderung prangert der Elternverein die Inklusiven e. V. die mangelhafte Umsetzung der UN-BRK im Schulbereich an. „Die hohen Summen an Inklusionsgeldern wurden anscheinend fehlerhaft eingesetzt, denn behinderte Kinder sind nicht in den Regelschulen angekommen“ konstatiert die Vorsitzende des Vereins Romy Suhr und fährt fort:

„Die Durchsetzung des Rechts des Kindes auf ein inklusives Aufwachsen und Lernen ist derzeit Glücksache und personenabhängig; Schwierigkeiten werden allein auf dem Rücken der behinderten Kinder und ihrer Eltern ausgetragen, was zu einem fatalen Kreislauf führt: Die daraus resultierende Überlastung der Eltern bewirkt, dass sie mit ihrem Kind an Sonderschulen ausweichen und nicht in Entscheidungs-Gremien vorkommen, so dass ihre Interessen und die Rechte ihres Kindes weiter unberücksichtigt bleiben.

Dabei werden nicht nur Steuergelder völlig wirkungslos verschwendet. Auch die für erfolgreiche Umsetzung von Inklusion so wichtige und wertvolle Ressource Eltern-Erfahrung und Wissen droht ungenutzt zu bleiben – sei es auf medizinischen, therapeutischen oder erzieherischen, pädagogischen, psychologischen, aber auch juristischem Gebiet.“

Deshalb protestierten die Inklusiven e. V. auf dem Rathausplatz mit einem Stand, der die aktuelle schulische Inklusion als Gefahrenstelle kennzeichnet, bei der v.a. Eltern behinderter Kinder massiv Steine in den Weg gelegt werden: Inklusion von Anfang an – Auf eigene Gefahr!

Der Stand blieb unbesetzt, aus Protest gegen die fehlende Verantwortungsübernahme auf den verschiedenen Ebenen des Bielefelder Schulwesens, mit deren Kompensation die Eltern während der vormittäglich stattfindenden Veranstaltung beschäftigt sind. Die Abwesenheitsgründe waren anhand von O-Tönen am Stand zu lesen. Eine telefonische Erreichbarkeit machten die Eltern für interessierte Verantwortliche und Presse natürlich möglich.

Seinen Höhepunkt fand der Protest, als die Vereinsvorsitzende Romy Suhr durch einen Abhol-Anruf der Schule vom Podium und aus der Diskussion mit Grünen-Bundestagsabgeordneter Britta Hasselmann und Sozialdezernent Ingo Nürnberger geholt wurde: Die Schule kommt trotz Sonderpädagogen und Integrationshelfer nicht mit ihrem Kind klar und nötigt sie, ihr Kind abzuholen. Was hier ein symbolischer Akt war, ist leider für viele Eltern skandalöser weise Alltag!

Beim Elternverein meldeten sich daraufhin spontan Eltern, denen es ebenso ergeht. Sie solidarisierten sich mit dem Protest, indem sie sich ebenfalls die neongelben Aufkleber der Inklusiven mit der Losung „Inklusion von Anfang an“ ans T-Shirt hefteten.

Britta Hasselmann und Ingo Nürnberger zeigten sich anschließend vom Eltern-Protest betroffen. Sie schienen einen dringenden Handlungsbedarf anzuerkennen, der sich auch auf das nicht anwesende Schuldezernat und die Transparenz von eingesparten Summen für geschlossene Sonderschulen und andere Daten in Sachen schulischer Inklusion bezieht.

Die Inklusiven e. V. fordert ein Gespräch mit den Verantwortlichen für schulische Inklusion über kommunale Steuerungs-Notwendigkeiten, damit Taten folgen.