Barriere-Detektive an der Realschule Senne den Hindernissen im Alltag auf der Spur

Bauliche Barrieren wie Treppenstufen sind – anders als für die Mehrheit seiner Mitschüler – für den 5. Klässler Mika eine Herausforderung. Er benötigt – nicht mehr so oft wie früher, aber zeitweise – noch immer Hilfsmittel wie Rollator und Rollstuhl, die er altersgemäß natürlich in cooler Sportausführung besitzt.

Er war es auch, der anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung von der Wheelmap-Ralley der Aktion Mensch erfuhr, und daraufhin die Idee mit in die Schule trug.

Lehrer und Schulleitung waren sofort begeistert und bereit, ihre Schule auf den Prüfstand zu stellen, im Rahmen eines kleinen „Projekttages”. „Das passt perfekt in meinen Unterricht und die Arbeit mit Karten“ – befand der auch Erdkundelehrer.

Gern unterstützte dabei der Verein die Inklusiven e. V., in dem auch Mikas Eltern aktiv sind.

Am 08. Juni ging es morgens los: Mittels Kriterien der „Wheelmap-Ralley” untersuchten die Schüler in kleinen Gruppen Schule, Schulhof, Spielplatz und Turnhalle. In eine Grundriss-Karte trugen sie alle Orte farblich abgestuft von Grün für barrierefrei über Orange bis Rot für Barriere ein. Dabei ging es um Fragen wie: Wo gibt es Stufen? Wie ist die Tür zu öffnen? Gibt es einen Aufzug oder Hintereingang? Wie barrierefrei sind der Schulparkplatz und der Spielplatz?

Viel Spaß hatten die Mitschüler beim hautnahen „Erfahren“ mit Rollator und Rollstuhl. Trotzdem oder gerade deshalb werden sie sicher nicht vergessen werden, wie schwer und ungewohnt es war, damit die Türen zu öffnen. Oder über das Rindenmulch-Beet und den Rasen auf dem Spielplatz zu fahren.

Die Ergebnisse übertrugen die Schüler im Anschluss auf die wheelmap.org Website. Der dort vormals „graue Fleck Realschule Senne“ enthält nun die für Menschen mit motorischen Einschränkungen wichtigen Information zur Zugänglichkeit.

Verglichen mit anderen Bauten, ist die Realschule Senne gut aufgestellt, so das Fazit. Ein Aufzug ist genauso vorhanden wie ein barrierefreies WC. Alle ebenerdigen Haupt-Flächen sind stufenlos erreichbar; es gibt, wenn, nur ganz wenige Stufen, die größer als 7 cm sind – gemessen an der Höhe des Kippschutzes am Rollstuhl. Die Sporthalle kann über eine Rampe befahren werden.

Über Wheelmap.org

Wheelmap.org ist die kostenlose Online-Karte für rollstuhlgerechte Orte. Egal ob mit Rollstuhl, Gehhilfe, Gipsbein oder Kinderwagen – die Wheelmap können alle zum Suchen und Finden rollstuhlgerechter Orte nutzen und um neue Markierungen ergänzen. Seit 2010 haben auf diese Weise Nutzerinnen und Nutzer fast 600.000 öffentliche Orte bewertet. Die Wheelmap ist auch als App fürs iPhone, Android-Smartphone und Windows Phone (Windows 10) verfügbar und als Browserversion auf www.wheelmap.org n 22 Sprachen online. Damit haben die Berliner Sozialhelden ein Werkzeug entwickelt, das Menschen die Mobilität im Alltag erleichtert.

Zum Verein die Inklusiven e. V.

Der Verein ist Interessenvertretung von Eltern mit Kindern mit (drohenden) Behinderungen und/oder Förderbedarf und wirkt (Über-)regional auf politische Verbesserungen hin. Er ist Ansprechpartner in Sachen inklusive Schulbildung und unterstützt Eltern bei der Umsetzung des Rechts ihres Kindes auf inklusive Beschulung gemäß der UN-BRK.

Gern unterstützt er auch Schulen, die sich inklusiv auf den Weg machen bei Projekten wie diesen.

Weitere Information unter: www.die-inklusiven.de

Walburga Stuhldreier-Steffen und Romy Suhr